Kennst du das? Wie von einem Bienlein gestochen wirst du unkontrolliert wütend, verurteilst, fluchst, spürst dich nicht mehr. Oder: unbändige Wut braut sich in dir zu einem Gewittersturm zusammen, deine Gesichtsfarbe verfärbt sich dunkelrot, dein Kiefer ist zusammengepresst, deine Hände zittern. Nur mit Müh und Not und einem riesigen Kraftakt, kannst du den Ausbruch verhindern.
Oder: jemand kommt zur Tür herein und schon beim puren Anblick spürst du Widerstand und Abneigung, möchtest der Person am liebsten eine runterhauen. Oder: warum springst du an, auf diese nebensächliche Bemerkung des Gegenübers? Warum nervt dich der Blick der Kollegin und du denkst: du dumme Kuh? Kennst du all das? Kennst du auch die folgende Situation? Du bist auf jemanden wütend, reagierst unpassend oder massregelst zum Beispiel deine Kinder. Du bereust es und schämst dich vielleicht sogar für dein Verhalten? Das Thema schleppst du dann tagelang, wochenlang, sogar jahrelang mit dir herum, es quält dich, raubt dir Energie und du weisst nicht, wie du aus dieser Falle wieder herauskommst? Dann kommt dir die Geschichte von Gregor sicher bekannt vor.
Gregor und Pia
Gregor ist ein selbstbewusster junger Mann. Er steht mit beiden Beinen im Leben und hat dank seinem Drang nach Leistung schon einen ansehnlichen Karriereausweis. Pia, eine Kollegin, ist offen, fleissig und erst noch sehr attraktiv. Gregor kann sie sehr gut leiden. Die beiden sehen sich oft und unternehmen viel gemeinsam.
Verurteilen
Doch da ist dieser Pferdefuss. Manchmal kann Gregor Pia kaum ertragen. Wenn sie unsicher ist oder etwas will, wird sie zum kleinen Mädchen, ihre Stimme zu einem Piepsen. Sie hält den Kopf schief, benimmt sich ehrerbietig und untertänig – oder so ähnlich, er kann’s kaum beschreiben. Einfach äzend. In Gregor steigt dann eine unbändige Wut hoch, nur schon, wenn er an Pia’s Namen denkt, beginnt er zu zittern. Sein Kopf ist voller Verurteilung und er kann ihre Nähe einfach nicht ertragen.
Gregor ist verzweifelt, was soll er bloss tun? Er kann meist nur mit grosser Anstrengung vermeiden, dass er explodiert und Pia all seine Gedanken an den Kopf schleudert, sie regelrecht zur Schnecke macht.
Er setzt sich erschöpft auf einen Stuhl und versinkt in seinen Gefühlen und Gedanken.
Reflektieren
Plötzlich taucht vor seinem inneren Auge ein Bild auf. Ein kleiner Junge, ungefähr 4 Jahre alt. Dieser sieht so richtig doof aus und hockt verdrückt in einer Ecke. Einfach nur deppert und doof. Wie Gregor diesen Anblick verabscheut, wie er diesen kleinen Jungen verabscheut. Doch er kann sich nicht von ihm abwenden, seine Gefühle schlagen Purzelbäume: starker Widerstand und doch Fürsorge, Mitgefühl und Verleumdung mischen sich. Gregor beginnt näher hinzuschauen, es kriecht Traurigkeit in ihm hoch. Tränen kullern über seine Wangen und er beginnt zu schluchzen. Der Schmerz sitzt tief und prescht wie ein Geysir aus ihm heraus. Unkontrolliertes Schütteln und Schluchzen wechseln sich ab. Der Strom der Tränen scheint kein Ende zu nehmen. In sich zusammengekauert, ganz wie der kleine Junge, hockt Gregor da. Mittlerweile hat er sich auf den Boden sinken lassen und sitzt angelehnt in einer Ecke.
Versöhnen
Langsam ebbt die Gefühlswelle ab. Erschöpfung und Leere machen sich breit. Gregor atmet tief durch und schon sieht er den Jungen wieder vor sich. Doch dieses Mal spürt er eine tiefe Zuneigung zu ihm. Gregor erstarrt: wie vom Blitz getroffen erkennt er, dass er selber der kleine Junge ist. Innert Sekundenschnelle ziehen Filmfetzen von relevanten Szenen aus seinem Leben vorbei, er beginnt zu verstehen, warum der kleine Junge so verdrückt in der Ecke hockt und was er, Gregor, der nun erwachsene Gregor, dazu beitragen kann, dass dieser Junge glücklich werden kann. Er nimmt ihn in den Arm und lässt einfach nur Liebe fliessen. Langsam verschmelzen die beiden. Sie sind versöhnt.
Dank den Spiegelgesetzen zu innerem Frieden und mehr Energie
Die Spiegelgesetze des Lebens erlauben uns, uns selber in den anderen zu erkennen und uns dadurch einen Schritt näher zu kommen, letztendlich, sich mit uns selber zu versöhnen. Danken wir all jenen, die sich zur Verfügung stellen, die unangenehmen Rollen in unserem Leben zu spielen. Der Prozess, von der Verurteilung zur inneren und äusseren Versöhnung zu gelangen, ist anspruchsvoll, aber er lohnt sich in jedem Fall. Wir gewinnen unbeschreiblich viel Energie und Kraft und finden Schritt für Schritt zum inneren Frieden.
Nun ist’s an dir – die ersten einfachen Schritte vom Verurteilen zum Versöhnen
Jedes Mal, wenn dich eine Situation oder eine Person wütend macht:
- Atme tief durch
- Stell dir ein Stoppschild vor oder sag das Wort ‚Stopp‘ laut. Du unterbrichst damit, den Gedankenstrom, der dich weiter in die Wut katapultiert.
- Sag den folgenden Satz still oder noch besser, laut: „Die Welt ist mein Spiegel, ich bin bereit, zu erkennen, was ich hier lerne“.
- Stell dir deine Wut als Gestalt vor und lass sie toben – dann bleibt dir dies erspart!
- Nimm die Wutgestalt dann in den Arm und schenk ihr deine Liebe – sie ist ein Teil von dir.
- Wenn du zu Hause der Sache auf den Grund gehen möchtest, mach ein paar Notizen: was hat deine Wut ausgelöst, was genau an der Situation und v.a. welche Gedanken über die Situation oder Person waren es?
- Setz dich dann zu Hause bequem hin und horch einfach nur in dich hinein. Wenn du bereit bist, zu lernen und zu wachsen, dann werden dir Wege gezeigt.
In meinem anderen Blog (Innere Versöhnung – Die Zauberformel) zu diesem Thema habe ich einige erste Schritte aufgezeigt, wie Versöhnung stattfinden oder zumindest eingeleitet werden kann.
Du bist bereit für den nächsten Schritt? Dann nimm dir Zeit zum Versöhnen: Im Januar startet mein Online Programm Versöhnen – Motor für mehr Energie und Lebensfreude. Hier gibt es mehr Infos.
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